Totengespräche

Totengespräche
Totengespräche,
 
in Prosa verfasste fiktive Gespräche zwischen historischen oder mythologischen Figuren im Totenreich, in denen in satirischer Form Menschheits- und Zeitkritik geübt wird. Zur Gattung der Totengespräche zählen im engeren Sinn nur jene Dialoge, die sich an den ersten Totengesprächen der europäischen Literatur orientieren, an Lukians »Nekrikoi dialogoi« (um 165 n. Chr.). Die Rezeption der lukianischen Gattung begann zunächst im Humanismus, doch trat eine nachhaltige Wirkung von europäischer Tragweite erst ein seit ihrer Erneuerung durch B. Le Bovier de Fontenelle, durch D. Fassmanns »Gespräche in dem Reiche derer Todten« (240 Teile, 1718-39) und durch J. C. Gottscheds sowie C. M. Wielands Lukian-Übersetzungen. Letzterer verfasste selbst Totengespräche, die wiederum Goethe in seiner satirischen Farce »Götter, Helden und Wieland« (1774) aufgriff. Im 20. Jahrhundert gibt es nur vereinzelte Beispiele für die Gattung (F. Mauthner, »Totengespräche«, 1906; P. Ernst, »Erdachte Gespräche«, 1921).

Universal-Lexikon. 2012.

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